Mit dem Leben ist es wie mit einem Theaterstück; es kommt nicht darauf an, wie lang es ist, sondern wie bunt.
Seneca
Rückblick Kulturwoche 2021
Nach 2019 konnte nun endlich die nächste Kulturwoche durchgeführt werden. Vieles war anders. In erster Linie die Location: Die Kulturwoche gastierte in der Mehrzweckhalle.
Eine Sporthalle zu einem charmanten Ort für ein vielfältiges Kulturprogramm umzufunktionieren. Eine Herausforderung. Die, mit vereinten Kräften, wahrlich gut gelang.
Lichtelemente, Lichtinstallationen, Deko-Pyramiden mit verschiedenen Lichtsequenzen und natürlich bunten und begeisterten Künstlern ließen die mobile Bühne in der Mehrzweckhalle im wahrsten Sinne des Wortes erstrahlen.
Bürgermeister Claus Steinmetz hieß alle Besucherinnen und Besucher herzlich willkommen und freute sich, dass auch unter den Umständen mit der Corona-Pandemie sowohl für die Künstler als auch für die Gäste wieder „ein Raum“ für Kulturabende entstehen konnte. Ebenso bedankte er sich für die gute Zusammenarbeit innerhalb des Teams Kulturarbeit und den Kooperationspartnern.
Am Eröffnungsabend, der traditionell vom Geschichts- und Kulturkreis Wabern mitgestaltet wird, begrüßte der Vereinsvorsitzende Manfred Uchtmann, ebenso alle Gäste und Mitwirkenden.
Das für diesen Abend engagierte Bad Mouse Orchestra ließ die Location mit ihrem wunderbaren Charme erstrahlen, besonders dank deren Sängerin, die mit ihrer zarten Stimme alle Gäste verzauberte. Jeder Song wurde angekündigt und dabei kurz erläutert, welche Historie sich hinter dem jeweiligen Lied verbarg.
Die 20er und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts bildeten die musikalische Heimat dieses Auftritts. Frieder Krauss, Musiker aus Wabern unterstütze das Bad Mouse Orchestra durch musikalische Einsätze mit seiner Geige, was dem Spiel der Ukulelen und der Gitarre einen weicheren Touch einhauchte. Ein kurzweiliger und sehr stimmungsvoller Abend ging zu schnell zu Ende.
Gut gelaunt und mit CD´s im Gepäck verließen viele Besucher die Location.
Reinhold Beckmann – ein Stargast in Wabern – Musikalisches und Biographisches
"Wer es in Wabern geschafft hat, der kann nun raus in die Welt." Mit diesem humoristischen Zitat starteten Reinhold Beckmann und Gitarrist Johannes Wennrich fulminant ihren Auftritt in der Mehrzweckhalle in Wabern. Biographisches wusste man bereits einiges über Reinhold Beckmann, dessen Präsenz als TV-Sportmoderator und später als Talkmaster in verschiedenen Fernsehformaten Vielen bekannt ist.
In den letzten Jahren widmet er sich gemeinsam mit Johannes Wennrich auch dem Songschreiben. Mit den CD´s "Freispiel" und "Haltbar bis Ende" haben sich Beide in der Musik-Szene etabliert. Etwas zum Ausdruck bringen, Alltägliches in stimmungsvolle Lieder umsetzen; dies ist Beider große Leidenschaft.
Besonders intensiv erlebten die Zuschauer Beckmanns´ Interpretation seines Songs: Vier Brüder. Hinter dem Lied verbirgt sich ein Teil der Lebensgeschichte seiner Mutter, die im Krieg ihre 4 Brüder verlor.
"Meine Mutter hat alle vier Brüder verloren im Krieg. Das ist immer Thema bei uns gewesen", erklärte der 65-Jährige. "Das ist bei uns unter der Haut in der Familie. Diese vier Brüder haben gefühlt immer bei uns mit am Tisch gesessen, an Weihnachten oder auch an anderen Feiertagen." Besonders tragisch habe das Schicksal bei dem damals 16-jährigen Willi zugeschlagen, der kurz vor Kriegsende 1945 noch eingezogen wurde und kurz darauf sein Leben verlor.
Anlässlich der Gedenkstunde des Parlaments zum Volkstrauertag am 14.11.2021 trat Beckmann mit Gitarre an der Seite seiner Band und dem Bläseroktett des Musikkorps der Bundeswehr im Bundestag auf. Beckmann sang das Lied Vier Brüder und widmete es seiner Mutter Aenne und deren verstorbenen Brüdern Alfons, Hans, Franz und Willi.
Somit stimmte die Aussage von Reinhold Beckmann. Erst Wabern und dann die weite Welt. Ab nach Berlin!
Literatur lebt!
5. Tag der Literatur 2021 - er ist vorbei.
Ebenso ein Jahr lang der Vorbereitung in Pandemiezeiten mit ständig wechselnden Ab- und Zusagen. Doch was nun auf der Bühne geboten wurde, war wie auch in den Jahren zuvor faszinierend und mitreißend.
Nach der Begrüßung Punkt 11 Uhr durch Bürgermeister Claus Steinmetz trug die zwölfjährige Lina Hämel einen Text über Uttershausen vor. Verblüfft war das Publikum bei Nennung der Postleitzahl als Schlusswort.
Dann führten Erstklässler ihre Liebe zum Buch vor. Das Publikum war begeistert. Ebenso über den Vortrag der Sieger des Vorlesewettbewerbes der GHS Borken.
Mit ganzer Mannschaft trat die THS Homberg mit ihrer Lehrerin Christine Wagner an. Geboten wurde mit KRABAT ausgefeiltes Minimaltheater. Alle Mühen und Proben zuvor ließen die Jugendlichen mit ihrem Enthusiasmus vergessen.
Ebenfalls aus Homberg kam der Autor Helge-Wolfgang Michl mit seinen Texten. Daniel Wehnhardt reiste aus Kassel an. „Brut der Wölfe“ heißt sein neues, hochaktuelles Werk mit dem Hintergrund des Mordfalls von Walter Lübcke. Am Ausschank, wie immer betrieben vom Geschichtsverein Wabern, wurde das Gehörte diskutiert. Gelacht werden konnte über die szenische Lesung der Gudensberger Werkstatt, die nun mit neuem Namen auftritt. Mitreißend war das Kurzkonzert des Morschener Helmut von Kriegelstein. Walter Schomberg vom gastgebenden LKW-LiteraturKreisWabern las einen Text.
Schon traditionell endete der ereignisreiche Tag mit Detlev Zesny und seiner magischen, von Musik untermalten Lyrik. Dieter Kindl vom Regio-Verlag gab zu jedem Buch einen herrlichen Boskop dazu.
Auch schon immer dabei war Frau Schomberg mit ihrem Kalligrafiestand. Viele Ungenannte trugen zum Gelingen des Tages bei.
Bei freiem Eintritt war das Ehrenamt eine Selbstverständlichkeit. Ziel der Veranstaltung war und ist es, Literatur und Menschen aus der Region zusammen zu bringen.
Diesmal mit der Besonderheit, dass Caroline Danneil aus Königstein im Taunus aus ihrem schmalen Lyrikband las. Sie war im Rahmen einer Ausschreibung ausgewählt worden, eine Woche lang jede Nacht in einem anderen Waberner Quartier zu verbringen. Am Sonntag wurde erfolgreich die WabernerWohnzimmerWoche abgeschlossen.
Bei so einem Programm bleibt das völlige Desinteresse der Medien absolut rätselhaft. Besonders schmerzlich dabei ist das völlige Übersehen der mit großer Freude gebotenen Leistungen der Kinder und Jugendlichen.
Mit dem Schwung des ersten Wochenendes ging es nun über in die zweite Phase der Kulturwoche.
Dr. Christian Schmidt aus Frankfurt hatte sich angekündigt, aus seinem Buch mit dem Titel: Wabern und der Weg dorthin zu lesen.
Das Inhaltliche des Buches faszinierte vieler Waberner, da aus dem Klappentext nicht direkt hervorging, ob es ein biographischer oder geographischer Kontext sein würde. In den Vorgesprächen zum Termin erläuterte Dr. Schmidt, dass er bevor er dieses Buch geschrieben hat, niemals in Wabern zu Gast war, sondern er einer Idee eines imaginären Ortes aus einem philosophischen Ansatzes heraus folgte.
Bei näherer Recherche gelangte er Kenntnisse über die regionalen Zusammenhänge und geographischen Aspekte Waberns. Die phantasievolle Geschichte also eingebettet in Waberner lokale Gegebenheiten.
Ein literarischer Spaziergang mit den historisch bewanderten Mitgliedern des Geschichts- und Kulturkreises Wabern, Manfred Uchtmann und Dr. Helmut Hennighausen, im Vorfeld der eigentlichen Lesung begeisterte beide Seiten sehr.
Der geistige Austausch der großen Interessensgebiete der Einzelnen wurde gegenseitig begeistert wertgeschätzt. Michael Meincke begleitet diesen Nachmittag in Funktion des HNA-Redakteurs mit einem aspektreichen Zeitungsbericht.
Für die Lesung am Abend hatte sich Dr. Schmidt einen Pianisten an seiner Seite gewünscht, der zwischen den einzelnen Abschnitten immer wieder klassische Stücke, wie beispielsweise die Mondscheinsonate einspielen und damit für einen geeigneten Rahmen sorgen konnte.
Der junge Sänger Phil Schaller aus Unshausen, mittlerweile im TV auch überregional präsent und bekannt, sagte sofort zu und sorgte für eine tolle Stimmung für die anwesenden Gäste.
Zum Abschluss der Lesung sang Phil noch einige Stücke seines persönlichen Repertoires, mit dem er das Publikum begeisterte.
Die Lesung bestach durch regionale Aspekte und der philosphischen Geschichte der Protagonisten Jan Banderupp. Leidenschaftlich las Dr. Christian Schmidt, dessen markante Stimme durchaus für die Gestaltung von Hörbüchern geeignet wäre.
Im Anschluss an die Episoden seines Buches über Wabern und dem Weg dorthin ergänzte er als Zugabe noch ein großes Repertoire an Gedichten und poetischen Versen.
Am Donnerstag knüpfte Künstler Andreas Karl Köthe an das Genre Lesung an. Die Interpretation seines Buches: Hauptsache Schiebedach überzeugte durch die Art der Präsentation der kurzweiligen Geschichten.
Die mit großen Lettern auf der Leinwand und markanten Gegenständen (Schwein und Kuh) dekorierte Bühne ließ die Gäste rätseln, was der Bezug zur Lesung sein könnten.
Ehefrau und Sängerin Ewa Köthe begrüßte die Zuschauer als Intro mit ein paar klassischen Stücken am Piano.
Eine interaktive Lesung. Pop, Poetry. Andreas Karl Köthe präsentierte sein Buch, das in der Corona-Zeit entstand und Gedankenspiele dazu auch inhaltich bietet, mit Auszügen einiger Geschichten, die wissbegierigen und politisch interessierten Menschen oft medial oder persönlich begegnen und auch berühren.
Geschichten, die auch im internationalen Kontext, mit beispielsweise dem Heimatland seiner Ehefrau aus Polen und auch Teilen der lateinamerikanischen Lebensart mit berücksichtigte.
Die kurzen Videosequenzen, die vor bzw. nach jedem Abschnitt eingespielt wurden, skizzierten, wie bunt die Welt der Literaten, Schauspieler und Politiker doch ist. Marcel Reich-Ranicki mit seiner unverwechselbaren Stimme und seinen klangvoll kritischen Rezensionen beim früheren Literarischen Quartett wurden ebenso dargestellt, wie Barack Obama, Bill Clinton und auch die Zaubererwelt des Harry Potter.
So entstand ein literarisches Pottporrie, dass die Gäste begeisterte.
Nach den literarischen Events wurde es am Freitag Abend in der Mehrzweckhalle laut und rockig. Die Beteiligten des Musikschutzgebietes aus Homberghausen rückten mit der Mitgliedermannschaft ihres Teams an und brachten Musikalisches und Kulinarisches zum Veranstaltungsort mit.
Die Band FULLAX an der Front mit Jonas Hoppe starteten den Abend mit einer dekorativen Nebelwand im Hintergrund und legten gleich stimmungsvoll los. Mit ihrem eigenen Repertoire aus rockigen Songs mit charmant interpretierten persönlichen Texten. Das Publikum saugte den Rhythmus auf und die Halle verwandelte sich in Kürze in ein Rockhouse. Die Leidenschaft der Beiden machte Lust auf Mehr
Der Abend wurde abgerundet durch den Auftritt des Duos Fye&Fennek, deren charismatische Sängerin den eigenen Stil ihrer Musik leidenschaftlich den Gästen präsentierte. Alle Beteiligten waren beeindruckt vom Ambiente des Abends und der fetzigen Musik.
Der Samstagabend wurde traditionell wieder durch einen Comedy-Auftritt besetzt. Alle freuten sich bereits auf die Künstlerin Liza Kocz, deren Ankündigung sich in drei verschiedene Persönlichkeiten zu verwandeln und damit sowohl sprachlich als auch inhaltlich zu kokettieren brachte das Publikum in Kürze zu lauten Begeisterungsstürmen.
Dass die Künstlerin neben ihrem großen humoristischen Repertoire ebenso gut Musik machen kann, war wohl den wenigsten Gästen bislang bekannt. Stimmungsvoll und witzig setzte sie ihr Können musikalisch oder kabarettistisch abwechselnd ein.
In der Pause erfrischte Sänger Rüdiger Brinkmann aus Zennern mit Cover-Songs und selbst komponierten Texten das Publikum. Stücke aus dem aktuellen Album „Kollege Hertz“, boten auch sehr persönliche Einblicke und Interpretationen seines musikalischen Könnens.
Der Abschlusstag war, wie in jedem Jahr dem Kindernachmittag vorbehalten. Herr Müller, seine Gitarre und die Mitglieder seiner Band erstürmten stimmungsvoll die Halle und legten nach der Begrüßung, kurzem Resumée der Kulturwoche und Dankesworten an alle Mitwirkenden von Alexandra Vogt-Schulz des Team Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit auch gleich begeistert los.
Die Kinder, die im vorderen Bereich des Zuschauerraums auf den blauen Matten erwartungsvoll standen, begannen sofort mit zu klatschen, zu wippen, tanzen und lustige Pirouetten in allen möglichen Richtungen zu drehen.
Songs, die leicht verständlich sind und immer noch den Zeitgeist des Kindseins treffen, begeisterten auch die anwesenden Erwachsenen. Ihr Part war nicht nur des stillen Zuschauens angedacht, sondern sie wurden auch von Herrn Müller direkt zum bewegungsfreundlichen Mitmachen animiert. Lächelnd staunten die Kids, zu welcher Art von Verrenkungen ihre Eltern auch in der Lage sind.
Lustig und laut ging die Kulturwoche in der Mehrzweckhalle zu Ende. Wir danken in diesem Zusammenhang den Eltern und allen Beteiligten für Ihre Bereitschaft der Testung vor Ort, damit der Rahmen auch corona-conform durchgeführt werden konnte.
Weiterhin dem Team des DRK-Ortsverein Wabern, die an vielen Abenden, die Eingangskontrolle der Zugangsregelungen kontrollierte und uns damit hilfreich unterstützte.
Herzlichen Dank auch das gesamte Team Kulturarbeit, die mit großen Einsatz und Weitsicht gemeinsam diese 10 Tage organisierten und gestalteten. Danke ergänzend auch für die kulinarischen Leckereien des Geschichts- und Kulturkreises Wabern sowie allen weiteren Unterstützern und Helfern, die zum Gelingen dieser Kulturwoche 2021 beigetragen haben.